Freitag, Februar 29, 2008

Türkische Bodenoffensive im Nordirak

Die Türkei zieht nach heftiger Kritik seitens der US-Regierung die Truppen aus dem Nordirak zurück. Am 22. Februar 2008 waren nach türkischen Angaben 10.000 Soldaten im Nordirak interveniert, um dort Rückzugsgebiete der PKK zu zerstören. In türkischen Medien wird als Erfolg gefeiert, dass mehr als 100 kurdische Kämpfer getötet seien, während die türkischen Verluste mit weniger als 30 toten Soldaten beziffert wurden.
US-Außenminister Gates hatte in einem kurzfristig anberaumten Besuch in Ankara zum schnellstmöglichen Rückzug gemahnt, da der Irak keine zusätzlichen Belastungen brauchen könne. Andererseits melden Nachrichtenagenturen, dass die US-Geheimdienste die türkische Armee mit Informationen zu PKK-Stellungen versorgt hätten.

Die kurdische Autonomieregierung in Erbil kritisierte die türkischen Angriffe, insbesondere die Zerstörung zahlreicher Brücken.

Samstag, Februar 09, 2008

Erdogan fordert türk. Schulen in Deutschland


Multikulturelle Gesellschaft braucht Gegenseitigkeit

Bei einer Diskussion im Kanzleramt drang Türkeis Ministerpräsident Erdogan darauf, in Deutschland türkische Bildungseinrichtungen zu schaffen. Um Deutsch sprechen zu können, müssten Migranten zuerst ihre eigene Sprache beherrschen.

Eine Fremdsprache erlernt sich tatsächlich leichter für Leute, die ihre eigene Sprache beherrschen, aber das ist zuvörderst keine Verpflichtung des deutschen, sondern des türkischen Bildungssystems.

Wer in ein anderes Land migriert, ohne Flüchtling zu sein, ist zunächst mal selbst dafür verantwortlich, dass er dort sprachlich zurecht kommt, müsste also seine Auswanderung entweder sprachlich vorbereiten oder durch allabendliches Erlernen von Vokabeln und Grammatik (kostet weniger als 10 Euro) schnellstens nachholen.
Wenn es im Aufnahmeland Bildungsangebote gibt, ist es natürlich besser, sollten dann gut genutzt werden.

Was sagte Erdogan genau? Die Berichterstattung war sehr knapp und eher von Stimmungen geprägt. Vielleicht ist ihm die richtigere Sichtweise bewusst. Es würde ich mich freuen. Wird seine Regierung in der Türkei mehr dafür tun, dass Türken und Kurden auf das Leben im Ausland sprachlich besser vorbereitet sind?

In Deutschland gibt es ein recht breites Angebot an Schultypen. Beispielsweise das http://www.fg-berlin.de/ (Französisches Gymnasium) seit 300 Jahren. Tut man sich heute schwerer?
Immerhin gibt es sehr viele Privatschulen - darum verwundert es eigentlich, dass es kein "Türkisches Gymnasium" gibt, sogar auch nicht in Großstädten wie Berlin, Köln, Frankfurt. - Das wäre also durchaus zu begrüßen.

Dass jede Muttersprache als Schulfach angeboten werden sollte, wenn es dafür genug Interessierte gibt, fordere ich ohnehin, aber nicht nur aus dem wichtigen Grund der erleichterten Integration, sondern auch weil es für eine Exportnation wie Deutschland ziemlich gut wäre, wenn die "Migrationshintergründe" positiv effektiviert würden: Migranten hätten es im Wirtschaftsverkehr mit ihren Herkunftsländern leichter als Deutsche, die erst noch die Fremdsprachen lernen müssten.
Darum fordere ich für eigentlich jeden Dreisprachigkeit: 1. Muttersprache, 2. Amtssprache, 3. Englisch. Wem die Muttersprache zugleich die Amtssprache ist, sollte möglichst zwei Fremdsprachen lernen.

Und in der Türkei?

Dort braucht es "Kurdische Gymnasien", denn wer in seinem Heimatland die eigene Sprache nicht lernt, der lernt auch nicht gern Türkisch.

Herr Erdogan, es gibt eine Menge zu tun. Packen wir es gemeinsam an.

-markus rabanus- >> Diskussion

Freitag, Februar 01, 2008

Nordirak vs. Türkei ?

Debatte im Forum von weltexpress.de

Sicherlich gäbe es keine kurdische Regierung im Nordirak, wenn die Kriege gegen Saddam Hussein ausgeblieben wären, der erste und der zweite, denn schon zwischen ihnen war Bagdad im Nordirak weitgehend entmachtet.
Aber dennoch halte ich es für falsch, von der kurdischen Regierung im Nordirak als von "US-Gnaden" zu schreiben, denn diese Regierung wurde immerhinh gewählt. Und wie kann Interesse sein, das zu ignorieren. Verstehe ich nicht.

Obendrein absurd, wenn die jüngere PKK-Propaganda nun auf antiimperialistisch und gegen die USA wettert, denn alle separatischen Kurden, ob nun im Nordirak, der Türkei oder Irans, waren vor dem Irak-Krieg überhaupt nicht gegen die US-Invasion zu mobilisieren. Stattdessen herrschte auch bei der PKK eine Stimmung nach Motto: "Egal, was mit dem Irak passiert, Hauptsache der Nordirak wird kurdisch." Also kein "Ami stay home!" Nein, die Wende in der PKK-Propaganda kam erst, als ihre falschen Erwartungen enttäuscht wurden, dass sich das nordirakische Kurdistan in die Türkei vergrößern würde. Demgegenüber waren die nordirakischen Kurden heilfroh über das Erreichte und sorgen sich zurecht, dass alles riskiert wird, wenn die PKK der Türkei immer wieder Vorwände zu kriegerischen Aktionen verschafft und das Erreichte riskiet. Zudem mit weitgehend aussichtslosen Ambitionen, denn so "siegreich" sich die PKK in ihren Scharmützeln gegen das türkische Militär der Welt auch darbieten mag, so ist es über das vergossene Blut hinaus nur Propaganda und wird an den Grenzen der Türkei nichts ändern.
Ich halte es für verantwortungslos, von den Streitparteien anderes zu verlangen als die waffenlose Streitbeilegung im Wege eines demokratischen Prozesses, denn wer stirbt denn da? Junge Leute, die in Uniformen verpackt einander abschlachten sollen. Und für was? Für die Fähnchen auf den Regierungsgebäuden? Nationalismus, ob osmanischer oder kurdischer lohnt kein einziges Menschenleben. Sie werden zu wenig davon haben - und die Getöteten schon gar nichts. Außer, dass man ihrer an irgendwelchen "Nationalfeiertagen" gedenkt. Das ist keine Empfehlung. Oder hat jemand für mich eine Zahl, wie viele Menschenleben die Erreichung nationalistischer Ziele wert sein sollen?

Worum sollte es stattdessen gehen? Doch ganz klar darum, dass die Kurden in der Türkei, im Irak, in Syrien und dem Iran das Recht auf ihre kulturelle Identität bekommen und möglichst vollständig. Aber gehört dazu ein "eigener Staat"?Viel sinnvoller ist es, von den betreffenden Staaten zu fordern, dass sie 1. multikultureller werden und 2. die existierenden Staatsgrenzen der Region so öffnen, dass es mit der Trennung der Kurden ein Ende hat. Das wäre fortschrittliche Politik. Alles andere ist Murks bzw. eine Art Monopoly der Ehtnien, auf das sich niemand einlassen sollte.Überhaupt sollte allen daran liegen, dass sich die Region politisch und wirtschaftlicher einiger wird, denn die Staudammprojekte der Türkei und auch der Kurdenkonflikt kann in internationale Konflikte eskalieren. Wer kann das wollen? Viel sinnvoller ist es, eine Politik zu fordern, in der die Kurden diesen Staaten zu Brücken werden anstatt die gesamte Region gegeneinander aufzuhetzen.

Soweit zur fernen Konfliktregion, aber es ist anzuraten, einfach mal in Berlin oder Frankfurt eine Schule zu besuchen und dort mit türkischen und kurdischen Kids über den Kurdenkonflikt zu befragen. Kamen sie noch in Kindertagen prima miteinander aus, bleibt der Stress nicht aus, wenn sie von irgendwelchen Idioten die nationalistischen Flausen in den Kopf bekommen.
Was unterscheidet die Kids? Dass sie stolz sein möchten? Und geringschätzig für den anderen? Wie lautet dann unsere Empfehlung? Aber genau diese gegenseitige Herabwürdigung ist das Resultat davon, wenn nicht Multikulturalität angemahnt wird, sondern niedere Abstammungsinstinkte adressiert werden. Dann machen sie sich "fertig", als hätten sie nichts gemeinsam - außer der Verachtung gegeneinander.

"Für die Anerkennung eines Nationalstaates der Kurden" - meinethalben, aber nur wenn es friedlich zu machen wäre. Oder gibt es hier jemanden, der mittels Krieg für die Zusammenführung von "Brüdern und Schwestern" aus DDR und BRD gewesen wäre?
Horst-Udo S. fordert, dass die nordirakischen Kurden mit "ihren Brüdern und Schwestern in der Türkei für einen eigenen Nationalstaat kämpfen."

Horst-Udo S. kann nur leider niemandem das Überleben solchen Krieges garantieren und auch nicht, dass die Kurden am Ende mehr als jetzt haben. Auf die Idee, dass es am Ende weniger könnte oder gar nichts mehr, kommen Kriegstreiber eigentlich nie, es sei denn, es sind Provokateure der "anderen Seite". Das ist ein Problem aller Kriegstreiberei und Schlachtfelder, dass man sich "friendly fire" fängt oder auf die Finten des Gegners hereinfällt, beginnt, was einen zugrunde richtet.

Horst-Udo S. wird es verwinden, denn geht es da in der Ferne schief, lässt sich eine "Erklärung" finden und rasch auch das nächste Gemetzel, bei dem sich gedanklich "mitkämpfen" lässt - anstatt endlich dagegen, weil in "Völkerschlachten" das Menschenrecht verliert.